Trauern
Trauer: Zurückfinden in das Leben
Ein geliebter Ehepartner ist tot, die Eltern leben nicht mehr, ein Kind ist verstorben. Der Tod stellt die Überlebenden vor eine große Trostlosigkeit. Was soll tragen, wenn ein Stützpfeiler des bisherigen Lebens weggebrochen ist und nicht mehr wiederkommen wird? Ein Sterbefall kann auch in eine bedrückende Identitätskrise führen: Wer bin ich ohne den anderen, der gestorben ist? Was geht in dem Mann vor, der sechzig Jahre lang Ehemann war, jetzt aber Witwer ist? Was wird aus einer Mutter, wenn das Kind stirbt? Wie kann man ohne den Menschen leben, mit dem man alles geteilt hat: gute wie schlechte Tage, Gesundheit und Krankheit, Lachen und Weinen? Die Trauer kann alles für sicher Geglaubte erschüttern. Nicht selten wankt auch das Gottesbild, wenn geliebte Menschen aus dem Leben gerissen wurden und nicht mehr unter uns sind.
Was soll man sagen, was kann man tun?
Viele Trauernde ziehen sich zurück. Trauern ist anstrengend. Trauernde werden oft aber auch von unserer Gesellschaft isoliert. Freunde und Bekannte meiden den Trauernden. Nicht aus bösem Willen, sondern oft aus Unbeholfenheit. Wie soll man mit der Trauer umgehen? Was soll man sagen, was kann man tun? Diese Unsicherheit führt Trauernde noch mehr in die Isolation, sie werden noch einsamer – obwohl sie doch eigentlich nichts dringender bräuchten als Gemeinschaft und Gesellschaft.
Es bleibt die Einsamkeit – Was man dagegen tun kann:
Es ist besonders wichtig, den Trauernden zuzuhören. Wer trauert, leidet Schmerzen, ist enttäuscht oder wütend. Nach einer langen Krankheit oder bei einem Sterbefall im hohen Alter können Trauernde aber auch erleichtert oder befreit sein – diese Gefühle wollen ausgesprochen und vor allem gehört werden. Die Trauer kann man keinem Menschen abnehmen. Wo Menschen sterben, muss man Abschied nehmen. Trauernde aber müssen diesen schmerzhaften Weg nicht allein gehen.
Eine neue Perspektive auf das Leben
Vielen Trauernden helfen Gruppen, in denen sie anderen begegnen, die ebenfalls einen geliebten Menschen verloren haben. Hier können Sie ganz offen über Ihre Gefühle sprechen, denn Sie wissen, dass das Gegenüber in derselben Situation steht. Auch wenn jeder Trauerfall einzigartig ist, junge oder alte Menschen gestorben sind, Ehepartner oder Eltern – es hilft, gemeinsam über den Verlust und das weitere Leben zu sprechen. Trauernde brauchen Menschen, die ihre Fragen nach dem Warum aushalten und mit ihnen auf Sinnsuche gehen. Durch diesen Prozess können Trauernde zu einer neuen Perspektive auf das Leben, auch auf ihr eigenes Leben finden.
Beziehung zu Verstorbenen
Auch die Verbindung zum Toten will gelebt werden. Christen glauben, dass mit dem Tod nicht alles vorbei ist. Ganz im Gegenteil: Wer stirbt, stirbt immer in die grenzenlose Liebe Gottes hinein. Trauernde dürfen daher eine Beziehung zum Verstorbenen zulassen. Das kann ganz unterschiedlich aussehen – Sie dürfen eine Beziehung zum Verstorbenen haben, ihn als Begleiter im Leben wahrnehmen, sich durch ihn im Leben bestärken lassen.
Es ist wichtig, Trauernde auf ihrem Weg zu begleiten.
Dabei kann auch dieser Segen für Trauernde helfen:
Gesegnet seist du,
damit du deine Trauer zulassen kannst.
Gott
schenke dir Tränen und Worte für deinen Schmerz.
Gesegnet seist du,
damit dich die Fragen ohne Antwort nicht zerreiben.
Gott
schenke dir Menschen, die dir geduldig zuhören.
Gesegnet seist du,
damit du dich der Ohnmacht stellst, die dich manchmal lähmt und dich frühmorgens nicht aufstehen lassen möchte.
Gott
stärke dich, wenn die Anforderungen des Alltags über deine Kräfte gehen.
Gesegnet seist du,
damit du einsame und schwere Stunden überstehst.
Gott
stelle Menschen an deine Seite, die dich verstehen und dich nicht verlassen.
Gesegnet seist du,
damit du deinen lieben Verstorbenen ziehen lassen kannst.
Gott
schenke dir Glauben, dass er in Seiner Hand geborgen ist.
Gesegnet seist du,
damit du deinem lieben Verstorbenen einen Platz in deinem Herzen geben kannst.
Gott
schenke dir die Kraft dankbarer Erinnerung.
Gesegnet seist du,
damit deine Trauer einmal vorbei sein darf.
Gott
schenke dir wieder Vertrauen ins Leben und Mut,
deinen Weg weiterzugehen,
deine Zeit zu leben, bis auch du die Schwelle des Todes erreichst.
Gesegnet seist du
vom Gott des Erbarmens und Trostes, der mit dir geht und deine Schritte leitet.
Amen.
Angebote im Bistum Regensburg
Das Bistum Regensburg bietet Seminare für Trauernde an. Dabei kommen Sie in Kontakt mit anderen Trauernden, können offen über ihre Gefühle sprechen und werden dabei geistlich begleitet.
Ebenso bietet das Bistum Regensburg Kurse für Menschen an, die als Trauerbegleiter anderen in ihrer Trauer helfen möchten.
Trauercafé - Trauergesprächskreis - Offene Treffs für Trauernde
Im Café Vielfalt, einem inklusiven Begegnungscafé in Regensburg auf dem evangelischen Zentralfriedhof, soll ein Begegnungsraum für Trauernde entstehen: Menschen in Trauer können dort außerhalb der eigenen vier Wände in Kontakt mit anderen in einer ähnlichen Situation kommen und sich über das Weiterleben mit dem Verlust austauschen. Der Abschied von einem geliebten Menschen, sei es das eigene Kind, der Partner, die Eltern oder Freunde, löst unterschiedliche Gefühle aus: von Traurigkeit und Schmerz über Wut und Aggression bis hin zu Schuldgedanken und enttäuschter Hoffnung. Jede und jeder kann die eigenen Gefühle, Erfahrungen und Fragen äußern.
Dazu starten die Fachstelle Trauerpastoral im Bistum Regensburg und der Hospizverein Regensburg folgende neue Angebote:
Trauernde können sich außerhalb der regulären Öffnungszeiten im Café Vielfalt ungestört und unter fachgerechter Begleitung treffen:
Für den Hospizverein an unterschiedlichen Wochentagen:
jeden zweiten Donnerstag eines ungeraden Monats von 17-19 Uhr
jeden ersten Samstag eines geraden Monats von 15-17 Uhr
Für die Fachstelle Trauerpastoral während der Öffnungszeiten im Café Vielfalt in einem geschützten Bereich mit dem Begleiter Dr. W. Holzschuh:
jeweils freitags von 15-17 Uhr – die nächsten Termine: 24. Juni, 22. Juli, 16. September, 07. Oktober, 04. November und 16. Dezember
In der Austauschrunde werden Informationen zum Verständnis von Trauer und Anregungen zur Selbsthilfe auf dem Trauerweg gegeben.
Die zweistündigen Treffen sind offen für Menschen in Trauer aller Altersstufen – jede und jeder ist eingeladen. Die Treffen sind geschützte Räume – alles, was gesprochen wird, bleibt im Raum.
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich und es entstehen – außer der eigenen Konsumation – keine Kosten.
Wenn einer trauert…
Wenn einer trauert, ist das,
wie wenn er neu gehen lernen muss –
einen unbekannten, schmerzlichen und steinigen Weg,
einen durch tiefe Täler und Schluchten.
Aber – wenn er auf seinem Weg neue Freunde trifft?
Was, wenn am Ende des Weges ein neues, wunderbares Land wartet?
Wenn einer trauert, ist das,
wie wenn er vor einer verschlossenen Tür steht.
Zur verstorbenen, geliebten Person gibt es
keinen unmittelbaren Zugang mehr.
Aber – wenn er merkt, dass sie doch da ist?
Was, wenn er ihr begegnet in einem Winkel seines Herzens?
Wenn einer trauert, ist das,
wie wenn im Herbst die Blätter von den Bäumen fallen.
Es zieht ihn selbst zur Erde hin.
Aber – wenn er den Samen entdeckt, der sicher keimen wird
- später an helleren und wärmeren Tagen?
Wenn einer trauert, ist das,
wie wenn geliebte Musik verstummt.
Aber – wenn aus der Stille plötzlich eine Melodie entsteht,
die das Menschenleben neu vertont?
Was, wenn Stimmen und Klänge auferstehen?
(Wolfgang Holzschuh)